Die Zuschauer in der Bensheimer Weststadthalle waren förmlich aus dem Häuschen, denn die Flames der HSG Bensheim/Auerbach deklassierten den Tabellenvierten TSV Bayer 04 Leverkusen buchstäblich und gewannen souverän mit 30:20 (16:7) gegen den hohen Favoriten und Anwärter auf einen Europa-Cup-Platz. Die erfolgreichsten Torschützinnen waren Julia Maidhof mit 7/3 Toren, Merel Freriks (6) und Lisa Friedberger (6/5) bei den Flames sowie Kim Berndt (7/5) und Joanna Rode (5) bei den Werkselfen.
Damit bleiben die Flames im 4. Spiel hintereinander ungeschlagen und holten 7:1 Punkte. Durch den Sieg verbesserten sie sich auf den 10. Tabellenplatz. Außerdem ist der Klassenerhalt bei noch vier ausstehenden Begegnungen so gut wie sicher. Der SV Union Halle-Neustadt liegt 7 Punkte hinter den Flames und müsste, um noch an den Flames vorbeizuziehen, alle vier Spiele (u.a. gegen Bietigheim) gewinnen und die Flames dürften selbst keinen Punkt mehr holen.
Dabei musste der ohnehin schon sehr kleine Kader von Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm in dieser Woche den nächsten Rückschlag hinnehmen: Simone Spur Petersen, die die letzten Wochen immer stärker wurde, zog sich im Training einen Kreuzbandriss zu und fällt nicht nur den Rest der Runde, sondern bis voraussichtlich Dezember/Januar aus.
Ihre Mannschaftskameradinnen gingen trotzdem voll motiviert und hochkonzentriert ins Spiel und wollten auch für Simone mitkämpfen. Und sie zündeten vor 780 Zuschauern, die trotz Ostern und Sommerwetter, den Weg in die Halle fanden, ein wahres Feuerwerk. Die Werkselfen wurden förmlich von einer Feuerwalze überrollt. Joanna Rode gelang nach knapp 2 Minuten der 1. Treffer im Spiel und gleichzeitig die einzige Führung der Elfen.
Die Abwehr um die erneut sehr starke Torhüterin Jessica Kockler kämpfte um jeden Ball und ermöglichte sich dadurch auch schnelle Konter. Nach gut 10 Minuten führten die Flames 5:1 und zwangen Gästetrainer Robert Nijdam zum ersten Team-Timeout. Sein Team kam trotzdem nicht besser ins Spiel und hatte in der 15. Minute bereits den dritten Siebenmeter verworfen.
Neun-Tore-Führung zur Pause
So konnten sich die Flames bis zur 22. Minute auf 11:4 absetzen und Robert Nijdam nahm sein 2. Team-Timeout. Erinnerungen an die letzte Saison wurden wach, als die Fans einen ähnlichen Vorsprung bis zur Pause verspielten und man war gewarnt, denn die Werkselfen konnten diese Saison schon mehrfach höhere Rückstände drehen. Kim Berndt per Siebenmeter und Joanna Rode verkürzten auf 11:6 (25.). Aber das tat dem Spiel der Flames keinen Abbruch, denn die konnten sogar den Vorsprung mit einen 4-Tore-Lauf durch Lisa Friedberger, Julia Maidhof und zweimal Merel Freriks auf 9 Tore zum 15:6 (29.) ausbauen. Mit einem beruhigenden 16:7 ging es in die Kabinen.
Trotzdem war man immer noch gewarnt, denn man wusste ja, wie bereits erwähnt, um Leverkusens Stärke in der 2. Halbzeit. Nicht umsonst steht diese Mannschaft auf dem 4. Platz in der Liga.
Von daher gingen die Flames auch hochkonzentriert in den 2. Abschnitt und bestimmten weiter das Geschehen. Die Werkselfen spielten jetzt zwar stärker, doch die Chancenverwertung war weiterhin nicht gut. Da die Flames sich mittlerweile in einen Rausch gespielt hatten, konnten sie den Gegner nicht nur auf Distanz halten, sondern die Führung sogar bis auf zwölf Tore beim 24:12 (45.) durch Julia Maidhof ausbauen. Die Zuschauer hielt es kaum noch auf den Sitzen und sie trieben ihre Flammen weiter nach vorne. Daher hatte nach dem Spiel Trainerin Heike Ahlgrimm, wie immer, ein Sonderlob für die tollen Fans parat: „Erstmal wieder ein großes Dankeschön an unsere Zuschauer. Ich glaube, ich stehe hier jedes Mal und sage, dass wir uns bei den Fans bedanken können. Aber ihr seid immer der 8. Mann und heute habt ihr die Mannschaft getragen. Vielen Dank“, freute sich die begeisterte Trainerin.
Diesmal konnte sie aber auch weiter von ihrem Team begeistert sein, denn dieses leistete sich in diesem Spiel diesmal keine Schwächephase. Als Caroline Hettinger einen Gegenstoß in der 54. Minute zum 28:16 verwandelte, war allen klar, dass hier für die Flames nichts mehr anbrennt und sie einem sensationellen Sieg entgegensteuern. Mittlerweile stand auch der letzte Fan und feuerte die Flames an.
Die Werkselfen konnten zwar noch ein klein wenig Ergebniskorrektur betreiben und auf 10 Tore verkürzen, doch das tat der Freude keinen Abbruch. So freuten sich die Flames über einen unerwartet hohen 30:20 Erfolg und den ziemlich sicheren Klassenerhalt.
Gästetrainer Robert Nijdam war sichtlich frustriert nach dem Spiel: „Glückwunsch an Bensheim für den Sieg. Ich bin sehr enttäuscht über das Spiel, was wir gezeigt haben. Das muss ich erst einmal in Ruhe analysieren.“
Dagegen freute sich Heike Ahlgrimm über die 2 Punkte im Osternest und den Sieg gegen den Verein, für den sie von 2002-2010 als Spielerin selbst das Trikot trug und von 2012-2014 als Trainerin tätig war.
„Manchmal steht man da und es fehlen einem die Worte. Wir haben schon daran geglaubt, dass heute was geht und wir waren sehr positiv und sind mit Selbstbewusstsein aufgetreten. Dass es natürlich heute so läuft, ich glaube, damit hat niemand gerechnet. Und wenn ich das Spiel sehe, dann war es auch absolut verdient, weil wir nicht nachgelassen haben. Ich bin einfach nur unheimlich stolz auf die Mädels und auf uns, weil wir haben 2 ganz, ganz wichtige Punkte. Es macht halt im Moment auch absolut Spaß, weil wir uns für den harten Kampf und für die harte Arbeit belohnen. Wir hatten diese Woche einen starken Rückschlag hinnehmen müssen mit dem Kreuzbandriss von Simone, die am Donnerstag schon operiert wurde und ich bin einfach nur stolz, dass die Mannschaft das heute so gut kompensiert hat und dass sie für Simone mitgespielt hat. Das macht es halt aus und das ist Handball. Von daher bin ich heute absolut glücklich“, bilanzierte eine strahlende Flames-Trainerin nach dem Spiel.
Die Flames können sich über diese Osterüberraschung freuen und die freien Tage genießen, bevor es mit der Vorbereitung für das Spiel beim Tabellendritten, TuS Metzingen, weitergeht.
Statistik:
HSG Bensheim/Auerbach Flames:
Jessica Kockler, Helen van Beurden – Rafika Ettaqi (1), Caroline Hettinger (4), Martha Logdanidou, Sanne Hoekstra, Lisa Friedberger (6/5), Merel Freriks (6), Sarah van Gulik (2), Julia Maidhof (7/3), Bogna Sobiech (4).
TSV Bayer 04 Leverkusen Werkselfen:
Vanessa Fehr, Nele Kurzke – Zivile Jurgutyte (2), Mia Zschoke (2), Sally Potocki, Jennifer Souza, Jennifer Kämpf, Annefleur Bruggemann (1), Xenia Hodel (1), Kim Berndt (7/5), Amelie Berger, Joanna Rode (5), Jennifer Rode (2), Elaine Rode.