Teil 2 der Serie: Ex-Fußballprofi und U18-Nationaltrainer Hanno Balitsch im exklusiven Gespräch mit den RWI

Hanno Balitsch trifft schon früh einen Entschluss für die Ewigkeit – wenn nicht ein Laser Abhilfe schaffen soll. Auf der rechten Wade steht sein Vorname in chinesischen Schriftzeichen. Ein ehemaliger Mitschüler am Alten Kurfürstlichen Gymnasium in Bensheim inspiriert ihn.

Kurz nach dem 18. Geburtstag, noch vor der Allgemeinen Reifeprüfung setzt Hanno Balitsch den Plan um; nicht ohne sich vorher zu vergewissern, was denn für immer und ewig auf seiner Wade stünde, wenn nicht die kosmetische Medizin helfen würde. Ein Sprachinstitut prüft die Schriftzeichen. Sicher ist sicher bei Fremdsprachen, die nicht zum Fächerkanon eines Abiturienten am AKG gehören. Warum die Wade? Nicht der Nacken oder die knapp oberhalb des Gesäßes angesetzte Modeerscheinung “Arschgeweih“? Solch einen Körperschmuck, der unter die Haut gespritzt wird, muss ja nicht gleich jeder sehen. Schrift im Nacken käme auch nicht gut bei einem Job, bei dem seriöses Auftreten Teil des Geschäfts ist. Wade ist gut, Weitsicht auch. Die Stutzen verdecken ein Fußballer-Leben lang die Zeichen; außerdem: Die Welt wandelt sich, der Wertekanon auch. Keiner regt sich heute mehr über Tattoos auf. Vor 24 Jahren ist das anders. „Ich wollte mit 18 Jahren etwas Besonderes haben“, sagte Hanno Balitsch vor einigen Jahren in einem Interview am Bornheimer Hang des FSV Frankfurt, der vorletzten Station seiner Profizeit.

Die Jahre als Profi sollen nicht der Hauptteil des Gesprächs sein, das auf der neu erbauten Stehtribüne der Fußballer der TSV Rot-Weiß Auerbach im Weiherhausstadion stattfindet. Hanno Balitsch bittet darum. Ihm geht es bei dem Gespräch um die TSV, den Jugendfußball, das Konzept des DFB, die Basis und die Zukunft. Es gehe nicht um ihn.

„Über die Laufzeit meiner Tätigkeit bei der TSV haben wir nicht gesprochen.“ Aber Hanno Balitsch spricht mit den Eltern der Kinder der erfolgreichen D1-Jugend, will verhindern, dass die Mannschaft des Jahrgangs 2010, die unter Trainer Daniel Fritz Vize-Hessenmeister wird, zerfällt. Denn die Nachwuchsleistungszentren der Umgebung locken: SV Sandhausen, Darmstadt 98, Mainz 05, 1899 Hoffenheim. „Hier kam der Impuls für mich, bei der TSV in die Verantwortung zu gehen.“ Auch Hanno Balitschs Sohn kickt in der Mannschaft. „Auch ihm möchte ich die Chance geben, sich qualitativ vor Ort zu entwickeln und dafür nicht stundenlang in ein Nachwuchsleistungszentrum fahren zu müssen.“ Die Eltern der Kinder werden eingebunden, hören dem Trainerteam zu, welches sein Konzept vorstellt. Alle Kinder bleiben. Der Zusammenhalt ist eine der Stärken. In den Ferien treffen sich die Jungs, auch wenn kein Training angesetzt ist. Und wenn es sehr heiß ist, verlegt das Trainerteam die Einheit kurzfristig ins Lorscher Freibad. „Im Nachwuchsleistungszentrum kommt der Mitspieler vielleicht aus Stuttgart“, sagt Balitsch. Beim JFV Bensheim-Auerbach – der Zusammenarbeit von FC 07 Bensheim und TSV Rot-Weiß Auerbach – kommen sie aus Zwingenberg, Lorsch, Einhausen, Bensheim, Auerbach. Seit den Bambinis spielt die Mannschaft zusammen. Fußballplatz, Freibad, Freizeit – für die Schule bleibt da genug Raum. In einem Nachwuchsleistungszentrum käme das Lernen noch on top. Nach der vielleicht stundenlangen Rückreise.

Die Realität bei Vereinen kann auch grausam sein: „Fünf Minuten vor dem Training sagen drei Mann ab. Und vier Teams teilen sich ein Spielfeld.“ Bei der TSV und dem FC 07 ist das anders. Balitsch ist dafür dankbar. Aber der DFB kennt die Realität im Kinder- und Jugendfußball der Basis. Auch deswegen jetzt die Reaktion des Verbandes.

Am Freitag im Teil 3 der Serie: Hanno Balitsch über das DFB-Kompetenzteam, wie es früher als Jungprofi war und wie es heute ist.

Text und Fotos: Martin Batzel

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