Teil 3 und Schluss der Serie: Ex-Fußballprofi und U18-Nationaltrainer Hanno Balitsch im exklusiven Gespräch mit der RWI-Zeitung

Das neue Konzept im Kinderfußball – Bambini, F-, E-Jugend – soll mehr Spielfreude bringen. 3 gegen 3 bedeutet mehr Ballkontakte als beim 7 gegen 7. Einfache Rechnung. Mehr Ballkontakte auf kleinen Feldern bedeuten mehr Erfolgserlebnisse und mehr Tore. Die Gleichung ist auch einfach. Ob sie aufgeht?

Der DFB schaut dabei auf die erfolgreiche Entwicklung der Teams in anderen Ländern. England ist ein Beispiel. „Deutsche Topteams tun sich in der Youth League schwerer gegen Mannschaften, die tief stehen. Dann müssen sie selbst angreifen, scheitern aber daran.“ Es fehlten die spielerischen und athletischen Möglichkeiten, sagt Balitsch. Zu oft siegt zuvor in den Bundesligen die Taktik gegen Torhunger, denn 1:0 ist auch gewonnen. Das spielerische Potenzial zählt weniger als das Ergebnis. Die Bundesligen der U17 und U19 spielen die Deutsche Meisterschaft aus. Bei 14 Teams gibt es drei Absteiger. Wer will da ankreiden, dass der Blick eher auf Ergebnis und Gegner gerichtet ist als auf die sportliche Entwicklung der Jugendlichen? Auch das soll sich ändern, der Fokus künftig auf der individuellen Entwicklung liegen; es wird Jahre dauern, bei der Heim-Europameisterschaft 2024 wird davon noch nicht viel zu sehen sein.

Aber das Kompetenzteam kümmert sich darum: Die Bender-Zwillinge und Ex-Nationalspieler Lars und Sven, Peter Hermann und Hermann Gerland („zwei alte Trainerhasen“, Hanno Balitsch), Sandro Wagner (Ex-Profi, Drittligaaufsteiger als Trainer), Hannes Wolf (Deutscher Meister mit der Jugend von Borussia Dortmund) und eben Hanno Balitsch, der gerne im Jugendbereich arbeitet und nicht „den extremen Wunsch spürt, ins Hire-and-Fire-Geschäft“ zu wechseln. Damit meint Hanno Balitsch einen Trainerjob im Profifußball.

Das würde für seine Kinder einen Schulwechsel bedeuten, will er nicht. Beim DFB tritt Hanno Balitsch an, „um etwas aufzubauen“. Er ist als Mitglied des Kompetenzteams auch bei Fortbildungen unterwegs, schult Trainer, gibt sein Wissen weiter an die Basis der unterklassigen Vereine. Dabei hilft auch die C-1-Jugend von TSV und FC 07. Als der DFB junge Fußballer für ein Lehrvideo sucht, vermittelt Hanno Balitsch den Kontakt. Nun sind die jungen, spielstarken Fußballer von der Bergstraße auf youtube.de zu sehen, wenn auch nicht zu erkennen. Denn die 90 Minuten langen Videos sind animiert, heißen „Vom Wohnzimmer auf den Trainingsplatz“ (mit Hermann Gerland und dessen launigen Kommentaren) und „Vom Trainerzimmer auf den Trainingsplatz“ (mit Peter Hermann, ebenso lehrreich wie unterhaltsam). Sidekick der beiden Trainerlegenden ist jeweils Hannes Wolf, zuletzt beim 2:1 neben Rudi Völler auf der Trainerbank der Nationalmannschaft. Balitsch weiß: Mit solchen Videos landet er bei Fortbildungen auch bei Vereinen wie dem VfL Kirchrode bei Hannover. Das ist Arbeit an der Wurzel.

Nach sieben Jahren als Co-Trainer der U-Nationalmannschaften ist Hanno Balitsch nun Chefcoach der U18, trifft auf dem Weg immer wieder alte Bekannte aus der Zeit als Profi. Eine Hand voll bleiben übrig. Verbindung besteht noch zu Per Mertesacker, Alexander Bade und Lars Bender, seinem Zimmerkollegen aus der Zeit bei Bayer Leverkusen. Ihn trifft er nun im Kompetenzteam der Nationalmannschaft und auf den Fluren der DFB-Zentrale in Frankfurt. Hanno Balitsch kommt in seiner Vita auf 20 Einsätze in Deutschlands U21-Nationalteam und ein A-Länderspiel. Was ist der größte Unterschied zwischen seiner Zeit und heute? „Heute stehen die Jungs mehr im Fokus.“ Und was noch? „Wir waren wilder!“

Text und Fotos: Martin Batzel

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